Die letzten Tage waren schon irgendwie beängstigend normal. Das Gefühl der ersten Wochen war wie „Schmetterlinge im Bauch“ und wurde scheinbar schon abgelöst durch Alltagsroutine. Das gewisse „Knistern“ aus den ersten Wochen wurde immer schwächer, ist aber noch immer nicht verschwunden.
Im Prozess der gesamten Transition war wieder eine gewisse Ruhe eingetreten. Diesmal aber hatte ich den Vorteil, dass ich wußte, an welchem Tag weitere Entscheidungen getroffen werden. Bis zu diesem Tag hatte ich auch genug Aufgaben zu erledigen, damit die anfallenden Entscheidungen so getroffen werden konnten, wie ich es mir gewünscht und auch vorgestellt hatte. Einer dieser Entscheidung-treffen-Tage war heute.
Es kam letztlich wie es kommen sollte, es hat letztlich alles so geklappt, wie ich es wollte. Ich habe nun meine „Indikation“ und somit steht der künftigen geschlechtsangleichenden Hormonersatztherapie nicht mehr viel im Wege. Der Termin hierfür steht bereits schon fest und wenn der Rest noch so klappt, wie ich es mir denke, wird beim Erstgespräch auch der Start der Therapie sein können. Gut 4 Wochen muss ich nun noch Geduld haben, dann werde ich Gewissheit haben. Aber diese Wochen sind auch wieder mit weiteren Aufgaben gefüllt, sodass weder lange Weile noch Ungeduld aufkommen dürften.
Klar geworden ist auch heute wieder, auch wenn die Krankenkasse einen Großteil der Kosten für die gesamte Transition übernimmt, bleibt noch genug übrig, was ich zu begleichen habe. Frau zu werden und auch zu sein, ist nicht nur anstrengender als Mann zu sein, es ist auch mit anderen Kosten verbunden. Mann sein im traditionellen Sinne ist einfach doch stressfreier und billiger. Aber es ist auch langweiliger und mit weniger „Knistern“ und ohne „Schmetterlinge im Bauch“ verbunden. Für mich kommt dann noch hinzu, ich wäre weiterhin nicht die Person als die ich mich sehe und auch fühle.
Frauen brauchen neben Essen, Trinken und Kleidung eben durchaus auch mal Nagelstudio und Frisörtermin. Da Frau auf Dauer nicht nur einfach hübsch sein will, kommt auch noch Kosmetik Studio hinzu. Das sind dann genau die Kosten, die die Kasse nicht trägt. Damit ich diese Kosten tragen kann werde ich auf andere Dinge verzichten müssen. Ein typischer Mann kann sich diese Dinge leisten. Aber ich bin eben eine Frau. Wenn auch noch immer in Ausbildung., aber eben doch Frau. Genau dieses ganz besondere Frau sein mit Beautytermin und Frisörbesuch gepaart mit erhalten der „Indikation“ gibt mir heute das Gefühl von schweben auf Wolke 7. Da das Leben aber kein Ponyhof ist, holt mich die Realität spätestens in der nächsten Woche aber wieder ein. Bis dahin genieße ich erstmal Wolke 7
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