Als am 22.Mai 2018 unser Sohn bei einem Arbeitsunfall tödlich verunglückte und wir am gleichen Tage auch unseren Hund einschläfern lassen mussten, spürte ich zum ersten Mal, daß ich einige Dinge nicht mehr kontrollieren konnte. Während der Tod unseres Hundes vorhersehbar gewesen war, traf uns der Tod unseres Sohnes vollkommen unerwartet.
Das Gefühl von Ohnmacht und Hilfslosigkeit gepaart mit Wut, Enttäuschung und Verzweiflung machte mir damals auch ein wenig Angst. Ich spürte zumindest in dem Moment meinen Verlust der Kontrolle über einige Dinge, die damals soeben geschehen waren und von mir in keinem Szenario vorher gesehen bzw als mögliche Option einkalkuliert worden waren. Als ich zwei Tage nach dem Unfall einer psychologischer Behandlung zustimmte, glaubte ich noch, dass ich diesen Kontrollverlust kompensieren und künftig ausschließen könnte. Fakt ist, dass mir Psychopharmaka dabei halfen. Fakt ist für mich aber auch, dass die Zeit keine Wunden wirklich heilt.
Seit gut einem Jahr brauche ich die Psychopharmaka nicht mehr, komme sehr gut ohne aus. Ein Grund dafür ist auch, dass ich den Kontrollverlust als solchen gelernt habe zu akzeptieren und als normalen Lebensbestandteil anzuerkennen. Situationen mit Kontrollverlust treffen mich nicht mehr so unvorbereitet wie am 22. Mai 2018. Zumindest bin ich heute davon überzeugt.
Derzeit könnte ich sicherlich einen Countdown starten, bis zu dem Zeitpunkt wo ich wiederum einem Kontrollverlust ausgesetzt sein werde. Diesmal einem Kontrollverlust der von mir durchaus gewollt ist, weil er Teil eines Prozesses sein wird, der mich gewollt verändern wird. Wie auch 2018 verspüre ich durchaus auch ein Stück weit soetwas wie Angst um Verluste. Diesmal aber bin ich im Gegensatz zu damals etwas vorbereitet. Diesmal kenne ich den Zeitpunkt des Beginn und kenne auch das Ziel der dann beginnenden Reise. Insofern habe ich trotz vorliegendem Kontrollverlust doch auch ein wenig Kontrolle, wenn auch nur gefühlt. Die zeitliche Abfolge der Veränderungen und auch deren Intensität werde ich nicht kontrollieren oder vorher sehen können. Ich werde mich also von ihnen überraschen lassen. Im positiven Sinne. Ich werde diese Dinge einfach willkommen heißen, sie einfach annehmen und mich einfach auch ein wenig auf das Ergebnis freuen, in der Hoffnung es wird so ausfallen, wie es von mir gewollt ist. Genauso wie der Kontrollverlust diesmal gewollt ist
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